dffw Umfrage

Frauenpolitische Wahlprüfsteine zur Kommunalwahl in Dortmund 2020

Umfrageergebnis der Partei
FDP

1. Frau und Wirtschaft
1.1 In Dortmund sind Frauen im Vergleich zu NRW und der Bundesrepublik insgesamt nach wie vor seltener in Führungsfunktionen in der Wirtschaft zu finden. Welche Möglichkeit sieht Ihre Partei, diese Situation zu verändern?
Wir Freie Demokraten stehen für Chancengerechtigkeit – unabhängig von Geschlecht, Herkunft und Hautfarbe, unabhängig von sexueller Orientierung und Identität, unabhängig von Alter und Religion, mit und ohne Behinderung. Frauenförderung ist für uns Teil eines ganzheitlichen Diversity Managements.
In großen Unternehmen, aber auch im Mittelstand ist hier noch viel zu tun. Die Stadt sollte gemeinsam mit den Kammern und Verbänden der Wirtschaft gerade mittelständische Unternehmen für die Förderung vielfältiger Teams in der Personalentwicklung begeistern und unterstützen.
Um die Repräsentanz von Frauen an der Spitze zu verbessern, wollen wir im Dialog darauf hinwirken, Frauen im mittleren Management zu stärken und für die Spitzenpositionen auf Zielvereinbarungen zu setzen.
Die Stadt kann vor allem früh ansetzen. Wichtig ist uns, Mädchen und Jungen von Anfang an, das heißt schon in den Tageseinrichtungen und Schulen zu unterstützen, Selbstbild, Fächerwahl und Berufswünsche abseits der Rollenbilder zu entwickeln.
1.2. Wie will Ihre Partei das Thema Gleichstellung in Zukunft in die Arbeit der Wirtschaftsförderung integrieren und verstetigen?
Bei der Förderung von Start-Ups wollen wir Gründerinnen besonders unterstützen und Netzwerke von Unternehmerinnen und Gründerinnen stärken. Desweiteren halten wir es für sinnvoll, im Dialog mit den Kammern und Verbänden der Wirtschaft mehr Mädchen für Berufspratika und Ausbildungen in rollentypischen "Männerberufen" zu gewinnen und gerade auch bei jungen Frauen das Interesse an Führung und Unternehmertum zu wecken.
1.3. Wie sieht Ihre Partei die Zukunft der Arbeit des Kompetenzzentrums Frau und Beruf Westfälisches Ruhrgebiet – insbesondere nach Auslaufen der aktuellen Förderphase?
Das Kompetenzzentrum unterstützt bei wichtigen Fragestellungen wie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie des Diversity Managements in Bezug auf die Geschlechter gerade kleine und mittlere Unternehmen. Diese Aufgaben müssen in der Verantwortung der Wirtschaftsförderung dauerhaft wahrgenommen werden.
1.4. Was wird Ihre Partei tun, um den Frauenanteil in MINT-Berufen sowie den Anteil von Männern in Sozial-/ Erziehungs- und Gesundheitsberufen zu erhöhen?
Wir Freie Demokraten thematisieren und fördern den Frauenanteil in MINT-Berufen und den Männeranteil in Kitas und Pflege seit vielen Jahren - sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene. Wichtig sind dafür eine Abkehr von tradierten Rollenbildern schon in den Tageseinrichtungen und eine frühe Förderung des mathematisch-technisch-naturwissenschaftlichen Verständnisses von Mädchen. Weibliche Vorbilder für die Mädchen, beispielsweise Versicherungsmathematikerinnen, sollten in die Schulen kommen und von ihren Jobs erzählen, so wie männliche Kräfte in den sozialen Bereichen auch in Bildungseinrichtungen präsenter werden und als Rollenvorbild dienen sollten.
1.5. In welcher Form setzt Ihre Partei sich dafür ein, gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit durchzusetzen und den Gender Pay Gap, der aktuell bei 21% liegt, zu verringern?
Frauen arbeiten öfter Teilzeit und haben längere Karrierelücken durch die Kinderbetreuung oder Pflege, sie wählen Berufe, die schlechter bezahlt sind. Kommunal kann hier insbesondere durch eine gute Kinderbetreuung unterstützt werden, dass mehr Frauen in Vollzeit arbeiten können. In öffentlichen Unternehmen ist konsequent darauf hinzuwirken, dass Teilzeit weder für Frauen noch für Männer zum dauerhaften Entwicklungshemmnis wird. Frauen sollten durch Beratungsangebote zudem gestärkt werden, selbstbewusst in Gehaltsverhandlungen zu gehen. Zur Frage der Berufswahl verweisen wir auf die Antwort unter 1.4
1.6. Was werden Sie tun, um prekäre Beschäftigungsverhältnisse abzubauen?
Dauer- und Kettenbefristungen sind vor allem ein Thema in der Wissenschaft und in öffentlich geförderten Projekten und Einrichtungen. Öffentliche Zuschussgeber sollten hier längerfristige Finanzierungszusagen vorsehen, um Planbarkeit zu erhöhen - ggf. gekoppelt an eine laufende Evaluation.

Gegen prekäre Beschäftigung im Blick auf die Bezahlung hilft nur Bildung und lebenslanges Lernen. Es gibt heute keine Jobs mehr, die man von der Lehre bis zur Rente innehat. Dazu braucht es Flexibilität und den Willen, neues zu Lernen. Die Schulen müssen die Mädchen und Jungen darauf vorbereiten. Allen muss bewusst sein, dass in der Zukunft viele Berufe durch die Digitalisierung wegfallen und neue entstehen werden.
1.7. Wie unterstützt Ihre Partei die Existenzgründung von Frauen?
Die FDP ist in NRW in Regierungsverantwortung. Mit dem 2018 gestarteten Gründerstipendium.NRW in Verantwortung des FDP-geführten Wirtschaftsministeriums konnten im Jahr 2019 über 200 Gründerinnen zusätzlich zu bestehenden Programmen auf Bundesebene gefördert werden. In der Corona-Krise wurde das Stipendium für geförderte Gründerinnen nochmals verlängert und aufgestockt. Auch die schnelle Soforthilfe des Landes und die Möglichkeit, in NRW anders als im Bund die Soforthilfe teilweise für den Lebensunterhalt verwenden zu können, sind eine große Hilfe gerade für viele Gründerinnen. Kommunale Angebote der Wirtschaftsförderung wie das Gründerinnenzentrum Dortmund finden unsere Unterstützung.
1.8. Was wollen Sie tun, damit auch Alleinerziehenden die Aufnahme einer existenzsichernden Beschäftigung erleichtert wird?
Entscheidend ist hier die Kinderbetreuung. Durch das neue Kinderbildungsgesetz hat das Land NRW mit dem liberalen Familienminister sehr gute Bedingungen dafür geschaffen: zusätzlich 1,3 Mrd. Euro jährlich für die Kitas, ein zusätzliches beitragsfreies Kita-Jahr und Anreize für mehr Qualität. Diese guten Bedingungen müssen nun kommunal umgesetzt werden.
Wir setzen auf die Vielfalt von Angeboten bei der Kinderbetreuung- z.B. hinsichtlich der pädagogischen Konzepte und hinsichtlich der Öffnungszeiten. In jedem Stadtbezirk brauchen wir eine KiTa, die auch Angebote für Eltern in Schichtdienst macht. Dies kann durch mehr Trägervielfalt unterstützt werden.
1.9. Welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um berufliche Einstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten für Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund zu verbessern?
Das sichere Beherrschen der deutschen Sprache ist Grundvorraussetzung für die meisten Berufe. Hier müssen wir zuerst ansetzen, danach folgen die anderen Kompetenzen. Wir begegnen Migrantinnen und Migranten kulturoffen und kultursensibel, fordern aber auch die Eigenanstrengung, durch eigene Leistung voranzukommen. Gerade Mädchen mit Migrationshintergrund wollen wir bei der Berufswahl in rollenuntypischen Berufen unterstützen.
2. Die Stadt und kommunale Betriebe als Arbeitgeber
2.1. Was wird Ihre Partei unternehmen, um den Frauenanteil in den Führungsebenen der Stadtverwaltung und der kommunalen Betriebe zu erhöhen?
Wir begrüßen die Aktivitäten der Stadt Dortmund zum Diversity Management, also Maßnahmen, die Vielfalt in der Arbeitswelt wertschätzen und fördern. Ein guter Anfang ist gemacht, wir möchten ihn aber weiter gehen.
Die Stadt Dortmund muss mit gutem Beispiel vorangehen, wenn es um Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten von städtischen Unternehmen und deren Beteiligungen geht. Hier gibt es erheblichen Nachholbedarf. Bei gleicher Qualifikation, Leistung und Erfahrung wollen wir daher vorrangig Frauen in diese Positionen berufen. Wir unterstützen hier und auch im mittleren Management flexible Zielvorgaben, aber keine festen Quoten.
Im übrigen muss der Frauenanteil auch im Rat der Stadt Dortmund erhöht werden. Die Freien Demokraten treten bei der Kommunalwahl 2020 auf den sechs besonders aussichtsreichen Lis-tenplätzen mit vier Frauen und zwei Männern an.
2.2. Was wird Ihre Partei unternehmen, um die Kultur in der Stadtverwaltung sowie in den kommunalen Betrieben dahingehend zu verändern, dass die Möglichkeit von Führen in Teilzeit stärker wahrgenommen wird und mehr Männer Möglichkeiten zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Anspruch nehmen?
Für gleichberechtigte Teilhabe unabhängig vom Geschlecht ist eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine Grundvoraussetzung. Neben guter Kinderbetreuung und Homeoffice-Möglichkeiten ist auch die gesellschaftliche Akzeptanz zu stärken, dass Männer den Hauptteil von Elternzeit übernehmen oder in Teilzeit gehen. Diese Akzeptanz wollen wir gerade in der Stadtverwaltung und den städtischen Unternehmen durch ein ganzheitliches Diversity Management fördern.
Neue Arbeitsformen sollen in Zeiten der Digitalisierung auch die öffentlichen Arbeitgeber ermöglichen. Deshalb schlagen wir ein Recht auf Homeoffice in der Stadtverwaltung vor: wenn Beschäftigte keinen Publikumsverkehr haben und ihre Aufgaben auch von zu Hause erledigt werden können, sollen sie mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit im Homeoffice arbeiten können. Vergleichbare Regelungen sollten für die öffentlichen Unternehmen getroffen werden. Die Privatwirtschaft hat in der Corona-Krise bewiesen, dass sehr viele Tätigkeiten im Homeoffice erledigt werden können – mehr als man zuvor dachte.
Wir fordern seit langem eine weitreichende Digitalisierung der Verwaltung, Homeoffice und flexiblere Arbeitszeitmodelle. Die Digitalisierung als Voraussetzung für Homeoffice erfordert ein konsequentes Change Management. Das ist eine Führungsaufgabe für die Kommunalpolitik.
2.3. Was wird Ihre Partei tun, um die Flexibilisierung der Arbeit voran zu treiben (z.B. Arbeitszeitmodelle, Mobiles Arbeiten)?
Wir verweisen auf Antwort 2.2
2.4. Befürworten Sie die Einführung einer Quote für Frauen in Aufsichtsräten und Vorständen von Dortmunder Beteiligungsgesellschaften? Wenn ja, wie werden Sie sich dafür einsetzen?
Bei gleicher Qualifikation, Leistung und Erfahrung wollen wir daher vorrangig Frauen in diese Positionen berufen. Wir unterstützen hier und auch im mittleren Management flexible Zielvorgaben, aber keine festen Quoten.
3. Vereinbarkeit von Familie und Beruf
3.1. Wie will Ihre Partei die Kinderbetreuung unterschiedlicher Altersstufen (U3 bis weiterführende Schule) quantitativ und qualitativ weiter ausbauen?
Durch das neue Kinderbildungsgesetz hat das Land NRW mit dem liberalen Familienminister sehr gute Bedingungen dafür geschaffen: zusätzlich 1,3 Mrd. Euro jährlich für die Kitas, ein zusätzliches beitragsfreies Kita-Jahr und Anreize für mehr Qualität.
Diese guten Bedingungen müssen nun kommunal umgesetzt werden. Wir setzen auf die Vielfalt von Angeboten bei der Kinderbetreuung- z.B. hinsichtlich der pädagogischen Konzepte und hinsichtlich der Öffnungszeiten. In jedem Stadtbezirk brauchen wir eine KiTa, die auch Angebote für Eltern in Schichtdienst macht. Dies kann durch mehr Trägervielfalt unterstützt werden.
3.2. Was plant Ihre Partei, um die Dortmunder Kinderbetreuungsangebote in den Randzeiten (Abende, Wochenenden und Ferien) auszubauen?
Nach dem neuen KiBiZ, das die FDP federführend im Land verantwortet hat, wird die Zahl der Schließtage auf 20 Tage pro Jahr reduziert.
Im übrigen verweisen wir bezüglich der Öffnungszeiten auf die Antwort zu Frage 3.1
3.3. Wie bewerten Sie das Angebot zur Unterstützung der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege für berufstätige Dortmunder*innen? Welche Maßnahmen plant Ihre Partei zu diesem Thema?
Pflege ist oftmals nur Frauensache und ein weiterer Grund, warum Frauen schlechtere Karrierechancen und Rentenansprüche haben. Ein gesellschaftlicher Umdenkprozess ist hier erforderlich. Flexibilisierung in der Arbeitszeit, Digitalisierung und Homeoffice helfen auch hier.
3.4. Wo sehen Sie Möglichkeiten, Unternehmen in Dortmund bei der Umsetzung einer guten Vereinbarkeit von Beruf und Familie für ihre Beschäftigten zu unterstützen? Welche Projekte plant Ihre Partei hierzu?
Gerade kleine und mittlere Unternehmen sollten bei den Themen Arbeitszeitflexibilisierung und Homeoffice beraten werden. Dies hat in Verantwortung der Wirtschaftsförderung in Zusammenarbeit mit Kammern und Verbände zu erfolgen. Eine größere Trägervielfalt bei der Kinderbetreuung kann nicht nur bei flexiblen Öffnungszeiten helfen, sondern auch beim Aufbau von Betriebs-KiTas. Im übrigen verweisen wir auf die vorgenannten Antworten.
4. Bildung
4.1. Mit welchen Maßnahmen wird Ihre Partei einen gleichberechtigten Zugang für alle Bevölkerungsgruppen zu Bildung fördern?
Wir wollen sicherstellen, dass alle Kinder – unabhängig von der sozialen Herkunft und von der besuchten Schulformen – ihre Talente und Begabungen entfalten können. Ein vielfältiges, durchlässiges Schulsystem mit mannigfaltigen Abschluss- und Anschlussmöglichkeiten kann diesen unterschiedlichen individuellen Bedürfnissen am besten entsprechen. Um Schulkinder von Beginn an bestmöglich zu fördern, wird es einen „Masterplan Grundschule“ geben, bestehende Benach-teiligungen von Gymnasien und Realschulen beenden und die Berufskollegs stärken, weil für die FDP akademische und berufliche Bildung gleichwertig sind.
An den Gymnasien wurde als Leitentscheidung ab dem Schuljahr 2019/2020 der neunjährige Bil-dungsgang (G9) wieingeführt. Für Gymnasien, die beim achtjährigen Bildungsgang verbleiben wollen, wird eine unbürokratische Entscheidungsmöglichkeit für G8 eröffnet. Alle Gymnasien werden qualitativ zusätzlich gestärkt.
Wir unterstützen die Inklusion. Das Tempo muss aber der Qualität folgen, nicht umgekehrt. Wir wollen verbindliche Standards verankern, um Qualität zu sichern. Um Ressourcen besser zu bündeln, werden wir verstärkt mit Schwerpunktschulen arbeiten. Gleichzeitig ist es für eine gelingende Inklusion unerlässlich, Wahlmöglichkeiten zu sichern.
Die Gründung von vier Talentschulen in Dortmund und die Eröffnung des RBZs waren weitere wichtige Schritte auf unserer Agenda.
Der Zugang zu niedrigschwelligem, lebenslangen Lernen ist ein weiterer Punkt.
4.2. Wo sieht Ihre Partei einen kommunalen Handlungsbedarf in Schulen mit Blick auf Fragen der Gleichstellung aller Geschlechter?
Im Rahmen der Möglichkeiten der Kommune wollen wir Rollenklischees aufbrechen, vielfältige Talente unabhängig vom Geschlecht entwickeln und auch Schülerpraktika unabhängig von gängigen Rollenbildern fördern. Mädchen und Frauen aus zugewanderten Familien bedürfen dabei besonderer Aufmerksamkeit. Sie sollten in den Schulen und TageseinrichTungen Vertrauenspersonen haben, an die sie sich wenden können.
Besonderes Augenmerk gehört zudem einem Null Toleranz-Ansatz gegen diejenigen, die Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität diskriminieren. Dies ist Grundsatz unserer Politik für LSBTTI. Dazu wollen wir in der Jugendarbeit und in der Schule der Diskriminierung entgegenwirken und mit Aufklärung für Akzeptanz werben - auch durch die weitere Förderung der bestehenden Projekte.
4.3. Wie sollte das Thema Gleichstellung im „Masterplan Wissenschaft“ der Stadt Dortmund zukünftig verankert werden?
Erst einmal ist es großartig, dass Dortmund ein Wissenschaftsstandort ist. Die Tatsache jedoch, dass Mädchen und Frauen die besseren Schul- und Uniabschlüsse haben und trotzdem weniger in der Wissenschaft vertreten sind, ist leider wahr. Aber auch hier gilt das gleiche, was schon bei den technischen Berufen gesagt wurde. Mädchen sollten auch Fächer außerhalb des tradierten Rollenbildes studieren, z.B. die MINT Fächer. Ihr Anteil liegt immernoch nur bei ca. einem Drittel der Studierenden. Weibliche Professorinnen sind gute Rollenvorbilder für weibliche Studierende, deshalb könnte es auch hier zeitlich begrenzte und überprüfbare Zielvereinbarungen geben, bis es absehbare Ergebnisse gibt.
5. Finanzen
5.1. Was versteht Ihre Partei unter einer geschlechtergerechten Mittelverwendung im städtischen Haushalt? Was planen Sie, wie eine solche Mittelverwendung umgesetzt werden soll (z.B. Gender Budgeting)?
Viele Ausgaben der Stadt kommen allen Geschlechtern gleichermaßen zu Gute - von der Infrastruktur bis zur Kinderbetreuung. Wir Freie Demokraten richten die Ausgaben am Bedarf städtischen Handelns aus. Geschlechterspezifische Projekte und Ausgaben werden wir bei überzeugender Begründung unterstützen. Eine Transparenz über die geschlechterspezifische Inanspruchnahme städtischer Dienstleistungen und Förderprojekte ist wünschenswert.
5.2. Welche gleichstellungsorientierten Ziele sollen im wirkungsorientierten Haushalt in Zukunft verstärkt berücksichtigt werden?
Für uns ist es wichtig, dass in allen Bereichen der geschlechtlichen Diversität Gerechtigkeit herrscht und Mittel da eingesetzt werden, wo man sie benötigt.
Wir fordern aber auch seit jeher deutliche Kennziffern, um Projekte evaluieren zu können. Wir wollen keine Gießkannen-Haushaltspolitik, sondern ein nachhaltiges Wirtschaften.
5.3. Plant Ihre Partei, die Situation der unterschiedlichen frauen- und mädchenspezifischen Einrichtungen und Angebote in Dortmund zu verbessern? Wenn ja, wie?
Wir stehen in vielfältiger Weise in persönlicher und parteilicher Verbindung mit vielen dieser Einrichtungen und habe viele Mitglieder auf relevanten Listenplätzen, denen Frauen- und mädchenspezifische Einrichtungen ein wichtiges Anliegen sind.
Wir werden die Einrichtungen in unserer Arbeit im Rat unterstützen und haben zuletzt in der Corona-Krise selbst Spendenaufrufe gestartet.
Ein besonderes Anliegen sind uns die Bekämpfung der weiblichen Obdachlosigkeit und der Gewalt gegen Frauen und Kinder. Die Corona-Krise hat noch mehr gezeigt, wie wichtig diese Themen sind.
6. Öffentlicher Raum
6.1. Was muss aus Sicht Ihrer Partei getan werden, um eine gendergerechte Stadtplanung und -entwicklung umzusetzen? Was werden Sie tun, um das zu erreichen?
Wir setzen auf Verdichtung und Nachverdichtung statt auf Zersiedelung. Die Verdichtung der bestehenden Zentren und die lebenswerte und lebenswichtige Nahversorgung sind ein städtebauliches Thema, das besonders den Frauen, Kindern und alten Menschen zu Gute kommt. Gleichzeitig ist Sauberkeit, Sicherheit und Ordnung ein wichtiges Ziel, damit Familien und alte Menschen nicht wegziehen.
6.2. Welche Pläne hat Ihre Partei, den öffentlichen Raum so zu gestalten, dass spezifische Bedürfnisse von Mädchen und Frauen berücksichtigt werden (z.B. Reduzierung von Angsträumen, kurze Wege, dezentrale Infrastruktur, Barrierefreiheit)?
Wir Freie Demokraten wünschen uns eine Stadt ohne Angst-Räume. Dabei fordern wir in diesem Zusammenhang eine verbesserte Beleuchtung an sog. Angst-Orten der Stadt. Durch eine entsprechende Anpassung von Straßen, Wegen, Unterführungen und Plätzen wollen wir bestehende Gefahrenpunkte beseitigen und verhindern, dass neue Gefahrenpunkte entstehen. Eine flächendeckende Videoüberwachung lehnen wir Freie Demokraten ab. Einer Videobeobachtung werden wir nur dann zustimmen, wenn es sich bei einem betreffenden Ort um einen Kriminalitätsschwerpunkt handelt, und so die Sicherheit verbessert wird, indem beispielsweise der Polizei ein schnelleres Eingreifen ermöglicht wird.
Im demografischen Wandel brauchen wir mehr barrierearmen Wohnraum für Senioren und barrierefreie Wohnung für Menschen mit Behinderung. Nicht nur im Wohnungsbau und bei der Gebäudesanierung muss hierauf gerade seitens öffentlicher und genossenschaftlicher Wohnungsbaugesellschaften hingewirkt werden. Generell muss die Barrierefreiheit unserer Stadt als Grundsatz der Stadtplanung quartiersbezogen weiterentwickelt werden. Auch die Barrierefreiheit kommunikativer Angebote der Stadt soll weiter vorangetrieben werden.
7. Wohnen
7.1. Wie plant Ihre Partei, finanzierbaren Wohnraum in Dortmund zu schaffen, der insbesondere von Alleinerziehenden sowie Allein- und Geringverdienenden gebraucht wird?
Eine gute Wohnungspolitik für Dortmund macht es aus, dass private Investitionen durch zeitnahe Baugenehmigungen gefördert werden. Nur zusätzlicher Wohnraum schafft durch ein angemessenes Verhältnis von Angebot und Nachfrage dauerhaft bezahlbaren Wohnraum. Eine Verstaatlichung von Wohnungsunternehmen lehnen wir ab, denn sie schafft zunächst erst einmal keinen neuen Wohnraum. Vielmehr müssen wir gerade im Hinblick auf ein „bezahlbares Wohnen“ dafür sorgen, dass der in Zukunft steigende Bedarf auch gedeckt werden kann. Dies kann nur gelingen, wenn, neben Mietwohnungsbau auch Anreize für neue Eigenheime geschaffen werden.
7.2. Welche Ansätze verfolgt Ihre Partei, um die Verteilung von Wohnraum bedarfsgerechter zu gestalten und innovative Wohnraumprojekte zu fördern?
Wir möchten uns dafür einsetzen, dass bei der Schaffung von Wohnraum auch kreative Ideen die Möglichkeit erhalten, zum Tragen zu kommen. Modulares Wohnen, aber auch sog. Tiny-Houses sollten ihren Platz in unserer Stadt finden.
8. Beratung und Hilfe für von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen
8.1. Die Anzahl von Plätzen in mädchenspezifischen Wohngruppen und Zufluchtsstätten für Mädchen und Frauenhäusern ist nicht ausreichend. Wie will Ihre Partei diese Situation verbessern?
Der Ausbau der Frauenübernachtungsstelle hat die Situation in Dortmund deutlich entschärft. Die Stadt hält auch weiterhin Wohnungen und Heime für Notfälle vor. In der Corona-Krise waren wir im Austausch mit den Einrichtungen, um uns über die Lage auf dem laufenden zu halten. Wir unterstützen diese Projekte gerne.
8.2. Wie bewertet Ihre Partei das bestehende Angebot an Beratungs- und Hilfsangeboten für von Gewalt betroffenen Mädchen und Frauen in Dortmund? Falls Sie dieses als unzureichend bewerten, mit welchen konkreten Maßnahmen planen Sie, die Situation zu verbessern?
Durch die Zuwanderung aus Osteuropa gibt eine gefährdete Personengruppe, die durch Bildungs-und Sprachdefizite und kulturelle Unterschiede wahrscheinlich schwierigeren Zugang zu den bestehenden Hilfsangeboten hat. Unser Ziel muss es sein, die Kinder aus diesen und anderen schwierigen Herkunftssituationen zu fördern und zu unterstützen. Dafür gibt es Hilfsangebote vor Ort, in den Familienzentren, Tageseinrichtungen und durch die Schulsozialarbeiter in den Schulen. Was wir uns aber immer wünschen, ist, Hilfsangebot auf ihre Wirksamkeit hin zu evaluieren.
8.3. Wie wollen Sie psychosoziale Beratungs- und Unterstützungsangebote für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung, insbesondere für von Gewalt betroffene Mädchen und Frauen ausbauen?
Die Flüchtlingskrise von 2015 hat gezeigt, dass es zuwenig fremdsprachliche Therapeuten mit Traumaerfahrung gibt. Hier muss darauf hingearbeitet werden, dass Menschen unterschiedlichster Herkunft und Kultur in den Berufen vertreten sind. Unterstützung leisten auch die Talentschulen, die gezielt dort ansetzen, wo die Hilfe am meisten gebraucht wird. Außerdem befürworten wir den schulscharfen Sozialindex.
8.4. Plant Ihre Partei Maßnahmen zur Bekämpfung von Sexismus, sexualisierter Gewalt und gruppenbezogener Diskriminierung aufgrund von Geschlecht und Sexualität?
Wir stehen für Null Toleranz bei sexualisierter Gewalt und für die Unterstützung von Hilfsangebote für Opfer von Gewalt in Beziehungen. Bei den Verhandlungen für den aktuellen Koalitionsvertrag NRW hat unser heutiger FDP-Oberbürgermeisterkandidat Michael Kauch die entsprechenden Maßnahmen auf Landesebene für die FDP verhandelt. Im Ergebnis wurde nicht nur der Ausbau der Frauenhäuser beschlossen, sondern auch ein "Aktionsplan gegen Gewalt gegen Jun-gen, Männer und LSBTTI".
Wir freuen uns, dass sich Dortmund in den letzten Jahren zu einer der engagiertesten Städte entwickelt hat, wenn es um das Leben von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Intersexuellen geht. Das liberal geführte NRW-Familienministerium und die Stadt Dortmund unterstützen nachhaltig wichtige Projekte der LSBTI-Community. Das wollen wir fortführen. Das Schulaufklärungsprojekt SCHLAU und das Jugendzentrum Sunrise leisten hervorragende Arbeit für den Abbau von Vorurteilen und die Unterstützung des Coming-Outs von Jugendlichen. Stärken wollen wir das Engagement für Regenbogenfamilien, LSBTI-Senioren und Transpersonen, aber auch die LSBTI-Dimension für ein effektives Diversity Management in der Arbeitswelt.
9. Soziales und Gesundheit
9.1. Altersarmut ist weiblich. Was plant Ihre Partei, um dieses Problem anzugehen?
Qualifikation, niederschwelliger Zugang zu lebenslangem Lernen und Abbau von Beschäftigungshemmnissen bei Alleinerziehenden sind Schlüssel, es nicht zu Altersarmut kommen zu lassen. Diese Aussage gilt unabhängig vom Geschlecht.
Der entscheidende Hebel bei der aktuellen Altersarmut liegt auf Bundesebene. Wir schlagen eine "Basis-Rente" für Geringverdiener vor, die treffgenauer ist als die "Grundrente" von CDU/CSU und SPD. Der Leitgedanke ist: "Wer gearbeitet und vorgesorgt hat, muss immer mehr haben als die Grundsicherung." Wir brauchen eine faire und zielgenaue Hilfe bei Altersarmut.
9.2. Welche geschlechterspezifischen Handlungsbedarfe in Bezug auf die öffentliche Gesundheit sehen Sie in Dortmund? Was wollen Sie tun?
Frauengesundheit wird in Pharmazie, Pharmakologie und Medizin zu wenig Beachtung geschenkt. Das ist kein Dortmunder Problem, sondern ein generelles, wo es eines Umdenkens bedarf. Hier in Dortmund sehen wir das Problem der versteckten Prostitution von Mädchen aus bildungsfernen Schichten. Hier gilt es, die Angebote der Mitternachtsmission oder von Kober zu unterstützen. Geschlechtsspezifischen Gesundheitsprojekten wie "pudelwohl" stehen wir im Blick auf die städtische Förderung aufgeschlossen gegenüber.
9.3. Wie will Ihre Partei sicherstellen, dass ungewollt Schwangere Zugang zu einem sicheren, legalen und ortsnahen Schwangerschaftsabbruch haben?
Für uns Freie Demokraten ist die Selbstbestimmung in allen Lebenslagen sehr wichtig, das gilt selbstverständlich auch für Schwangerschaftsabbrüche. Aus unserer Sicht sind die notwendigen Beratungsstrukturen ebenso wie die medizinischen Angebote in Dortmund vorhanden.
10. Repräsentanz von Frauen
10.1. Durch welche Maßnahmen wollen Sie bei der Kulturförderung die Repräsentanz von Frauen in Kunst und Kultur verbessern (Bildende Kunst, Theater, Musik, Literatur)?
Wir wollen kreative Ideen fördern - unabhängig vom Geschlecht. Wir vertrauen auf starke Frauen mit starken Impulsen für Kunst und Kultur.
10.2. Gibt es Konzepte Ihrer Partei, um den Frauenanteil im Rat und in den Bezirksvertretungen zu erhöhen? Wenn ja, was planen Sie konkret?
Unsere Partei fördert Frauen in speziellen Empowerment-Programmen. Die ersten 10 Plätze der Ratsliste für die Kommunalwahl 2020 sind ohne Quote von 5 Männern und 5 Frauen besetzt, die aussichtsreichsten sechs Plätze sogar mit vier Frauen und zwei Männern. Auch im Blick auf Migrationshintergrund, Alter und sexuelle Orientierung spiegelt unsere Kandidatenliste Diversität wider.
10.3. Dortmund hat keine Frau unter den 26 Ehrenbürgern. Was unternehmen Sie, damit bei Auszeichnungen herausragende Dortmunder Frauen angemessen berücksichtigt werden (z.B. Preise, Orden, Denkmäler, Benennung von Straßen, Plätzen, Einrichtungen)?
Es wird Zeit für eine Ehrenbürgerin. Frauen wie Karla Scheffler haben bedeutendes geleistet. Straßennamen können für einen Übergangszeitraum vornehmlich weiblich besetzt werden.

Die Reihenfolge der Parteien entspricht der Sitzverteilung im Rat (siehe Zusammensetzung des Rates der Stadt Dortmund)