Anneliese Kretschmer zählt zu den bedeutenden Fotografinnen aus der Zeit der späten Weimarer Republik. Während des Nationalsozialismus gerieten ihre Werke zunehmend in Vergessenheit. Die gebürtige Dortmunderin war eine der ersten Frauen, die in Deutschland ein Foto-Atelier eröffneten.
Ihr stand eine große Zukunft als Fotografin bevor. Aber die politischen Gegebenheiten standen ihrer internationalen Karriere entgegen. Sie wurde 1933 aufgrund dessen, dass ihr Vater jüdischer Abstammung war, von der Fotografie-Akademie Gesellschaft Deutscher Lichtbildner ausgeschlossen. Zwar konnte sie 1936 noch ihre Prüfung zur Meisterin ablegen, aber die Kriegszeit war für Annelise Kretschmer und ihre sechsköpfige Familie ausgesprochen entbehrungsreich: die Auftragslage war angespannt und sie lebte in ständiger Furcht vor Sanktionen und Verfolgung.
Annelise Kretschmer war Anthroposophin und lange Zeit im Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft in Dortmund. Sie war befreundet mit Leonie Reygers, der Direktorin des Museums am Ostwall.
Die Werke der Ausstellung "Kosmos des Lebens" decken ein breites Spektrum an Motiven und Themen ab – kaum ein Lebensbereich bleibt ausgespart. Selbst sehr gut in der Kunst- und Kulturszene vor allem von Dortmund verknüpft, war ihr dortiges Atelier wichtiger Anlaufpunkt. Sie behauptete sich in einer Zeit als Künstlerin, als Männer noch unangefochten das Kulturleben dominierten.
Aber auch im Privaten ist der Fotoapparat Kretschmers ständiger Begleiter. Es entstanden zahlreiche Porträts, die ihr direktes Umfeld vorstellen. Neben ihrer Familie, seit 1928 war sie mit dem Bildhauer Sigmund Kretschmer verheiratet, porträtiert sie ihre Heimatstadt Dortmund. Ebenso hält sie auf ihren Reisen Bewohner*innen, Häuser und Straßen der besuchten Orte auf ihren Bildern fest. Dabei entstanden Aufnahmen, die berühren und die/den Betrachter*in unmittelbar ansprechen. Mit einem besonderen Sinn für die Persönlichkeit des Menschen stellte sie einen direkten Kontakt zwischen Publikum und Abbild her. Gerade hier wird deutlich, dass sie zwar den Strömungen der Neuen Sachlichkeit nahestand, jedoch eine ganz eigene Ästhetik entwickelte, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe des Gleichstellungsbüros „Kultur in Dortmund erleben!" sind Sie eingeladen, diese Ausstellung unter einer Führung kostenfrei zu erleben.
wann? 13. März 2024, 18:00 – 19:00 Uhr
wo? Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK), Hansastr. 3, 44137 Dortmund
Nach der Führung besteht die Möglichkeit, mit der Ausstellungsbegleitung bei einem gemeinsamen Abendessen (Selbstzahlerin) über die Eindrücke der Ausstellung ins Gespräch zu kommen (ab ca. 19:30 Uhr im Restaurant Genuss Kult, Freistuhl 3, 44137 Dortmund).
Bitte melden Sie sich bis zum 06.03.2024 mit einer kurzen E-Mail an das Postfach des Gleichstellungsbüros mit der Information, ob Sie an dem Abendessen teilnehmen möchten, an: gleichstellungsbuerostadtdode